Rezension: Dead Man Working, Die schöne neue Welt der toten Arbeit, von Carl Cederström und Peter Fleming, Berlin 2013, 143 Seiten.
Der Kapitalismus – ein kafkaesker, nicht enden wollender Gang in die Hinrichtungszelle – Dead Man Walking, pardon, Dead Man Working. Diese unfreiwillige Polemik von Carl Cederström und Peter Fleming versucht, im Adornoschen Duktus Negativer Dialektik, der Unentrinnbarkeit des modernen (Mit-) Arbeiterdaseins habhaft zu werden.
Gerade bei den Aspekten, bei denen sich der genaue Blick lohnte, um Detail, Überblick und Kontext miteinander abzugleichen, gerade da, wo die Kritik berechtigt ist und eine Dialektik antreiben könnte, setzen die Autoren immer wieder zum Rundumschlag an.
Mit ihrem Der-Kapitalismus-ist-tot-Getöse blasen Fleming und Cederström nicht nur eine Burn-Out-Diagnose auf gesamtgesellschaftliches Niveau auf, sie klingen darüber hinaus, als Wissenschaftler, auch so verzweifelt, als ob sie selbst den Ausbruch aus ihrer akademischen Todeszelle probten.
Und eben das gibt uns den entscheidenden Hinweis auf die wirkliche Problematik, für die die Arbeitsproblematik, mit ihrer, laut Cederström und Fleming totalen Ökonomisierung des Privaten, nur ein Symptom von vielen, nicht aber die Ursache ist: Der Kreislauf der Machteliten, den noch Macciavelli, Mosca und andere für ihre Analysen entwickelten und auch benutzen konnten, funktioniert nicht mehr. Die klassischen Machteliten Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Militär konkurrieren nicht mehr. Sie verhalten sich solidarisch. Ihre Regel heißt: Win-Win. Sie bilden nicht mehr den Motor gesellschaftlichen Fortschritts. Sie stützen sich vielmehr wechselseitig. Und auch die Wirtschaftswissenschaften denen Fleming und Cederström angehören dienen sich der Wirtschaft an, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: winken da nicht irgendwo lukrative Beraterverträge? Und genau dieser Stillstand ist unser Problem.
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